Deutsch für Flüchtlingskinder an der Oberschule Horneburg

An unserer Schule haben wir mittlerweile mehr als  20 Flüchtlingskinder unterschiedlicher Muttersprache. Sie alle erhalten bei uns einen speziell auf sie zugeschnittenen Deutschunterricht, der DaZ (Deutsch als Zweitsprache) heißt. Ich habe die Freude eine Gruppe von 10 Kindern arabischer Muttersprache in DaZ zu unterrichten. Sie besuchen bei uns regulär die 5.- 8. Klasse und kommen für einige Stunden die Woche zu mir zum DaZ-Unterricht.
Der Unterricht macht mir / uns viel Freude. Was mir gleich zu Anfang auffiel, war die  unbedingte Lernfreude meiner neuen Schüler. Sie kommen mit Begeisterung zum DaZ-Unterricht und arbeiten sehr aufmerksam mit. Natürlich wird jeder Schüler nach seinem eigenen Lernvermögen gefördert. Die Kinder sind teilweise erst wenige Wochen hier und überraschen mich immer wieder, was sie alles schon erzählen können. Mein Arabisch beschränkt sich ja auf ein paar wenige Worte. Also findet der Unterricht (fast) komplett in Deutsch statt, auch Hände und Füße kommen zum Einsatz. Wir haben eine fröhliche Lernatmosphäre, wenn die Schüler mal wieder die Umlaute ä, ö und ü nicht aussprechen können oder wenn ich mich an einem arabischen Wort versuche, das mir irgendwelche Laute aus den Tiefen meiner Kehle abverlangt, die ich gar nicht bilden kann. Da muss ich so manches Mal herzlich lachen, aber meine kleinen Arabischlehrer sind Gott sei Dank sehr
geduldig mit mir. Im Rahmen des DaZ-Unterrichtes fällt mir immer wieder auf, wie kompliziert unsere deutsche Sprache ist und ich bin sehr dankbar, dass es meine Muttersprache ist. Schon allein die ganzen Artikel zu lernen, erfordert viel Zeit. Warum heißt es das Pferd, die Spinne und der Hund? Warum heißt es „Ich komme aus dem Irak / der Türkei / Syrien“? Das ist doch völlig unlogisch! Wie kann ein Land männlich oder weiblich sein?
Besonders freut mich auch, dass nicht nur unsere Flüchtlingskinder viel lernen, sondern auch unsere Schüler, die schon lange unsere Schule besuchen. Durch das Betreuen der ausländischen Mitschüler wächst so manches Kind über sich hinaus. Es ist wunderbar zu sehen, wenn z.B. ein Schüler unserer Schule, der vorher nicht so sehr durch gutes Benehmen oder tolle Noten auffiel, plötzlich zu einem wichtigen Übersetzer wird. Dadurch, dass er Arabisch sprechen kann, was für mich eine Neuigkeit war,  hat er plötzlich die Möglichkeit Seiten seiner Persönlichkeit zu zeigen, die vorher eher im Verborgenen lagen. Wir haben auch das Glück, dass einige unserer Schüler Kurdisch können und hier ebenfalls zu Sprachmittlern werden. So lernen unsere Schüler „Ich werde gebraucht“ und es ist wertvoll, Fremdsprachen zu beherrschen. Ja, nicht nur die Flüchtlingskinder profitieren.
Ich persönlich werde einfach auch mal wieder daran erinnert, was für ein Privileg es ist, in einem Land ohne Krieg, eingeschlossene Städte und Hunger zu leben. So lerne ich Dankbarkeit und Demut.
Mit einem fröhlichen Salem freut sich auf den nächsten DaZ-Unterricht.

Stephanie Scheerer

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